1988 - 1995

Von 750 Sport bis 900 Supersport, von 851 bis 916 Racing

1988 Die 750 F1 wird durch die neue 750 Sport abgelöst. Wie in der Paso kommt ein Pantah-Motor mit gedrehtem hinteren Zylinder zum Einsatz. Die Produktion der 851er Tricolore wird in zwei Versionen gestartet. 300 Stück 851 Strada und 200 Stück 851 Kit werden 1988 produziert. Marco Lucchinelli gewinnt beim Saisonauftakt zur Superbike WM am 3. April in Donington den ersten WM-Einsatz mit einer Ducati 851 Kit. Ein weiterer Sieg in Zeltweg (A) folgt und zu Saisonende belegt er den 5. Platz in der Superbike-WM. Durch diese Erfolge motiviert entschließt man sich zum Bau einer Kleinserie käuflicher Rennmaschinen mit 888ccm-Motoren. Es werden insgesamt 29 Stk. Lucchinelli Replicas hergestellt.

 

1989 Die "Ferrari-rote" 851er wird produziert. In einigen Jahren wird man sagen, dass rot die traditionelle Farbe von Ducati sei, und man wird  vergessen dass die erste rote Ducati – die Paso 750 – erst 1986 auf den Markt kam. Die neue Paso 906 geht mit einem wassergekühlten 904ccm-Motor bestückt, kommt aber in der Kundengunst auch nicht weit. Sportlich geht es weiter bergauf. Raymond Roche gewinnt die Superbike-WM Rennen in Brainerd (USA), Hockenheim (BRD) und Pergusa (Italien) mit einer Ducati 888 und belegt zu Jahresende den 3. Platz in der SBK-WM.

 

1990 Die neue rot-weiße 900 Supersport, mit der an alte Traditionen angeknüpft wird, erfreut sich sofort großer Beliebtheit. Der Saisonauftakt zur Superbike-WM in Jerez wird zu einer eindrucksvollen Demonstration von Ducati’s Leistungsfähigkeit. Raymond Roche gewinnt beide Rennen überlegen vor einer ganzen Horde von Yamahas, Suzukis, Bimotas, Kawasakis und Hondas. In diesem Jahr werden noch weitere 9 WM-Siege von Roche folgen und er kann erstmals den Superbike-WM Titel für Ducati gewinnen.

 

1991 Die 907i.e. wird vorgestellt – eine Paso mit Benzin-Einspritzung, Wasserkühlung und 17"-Fahrwerk. Dies ist der letzte Entwicklungsschritt an der Paso-Modellreihe. Die Produktion der 907i.e. wird 1992 eingestellt. Eine neue SS-Serie kommt auf den Markt. Die Motorräder, nach dem Baukastensystem gebaut, sind als 750er und 900er mit Vollverkleidung (Carenata) oder mit Halbschalenverkleidung (Nuda) erhältlich. Im Herbst folgt die 900 Superlight mit hochgezogenen Schalldämpfern, Monoheck und Marvic/Acront-Felgen. Für den japanischen und italienischen Markt werden auch 350er und 400er Modelle gebaut. Die Ducati Superbikes sind mittlerweile hoffnungslos überlegen. In diesem Jahr werden 23 von 26 WM-Läufen von Ducati gewonnen. Ducati gewinnt mit Doug Polen die Konstrukteurs-WM und die Fahrer-WM überlegen. Ducati verkauft als einziger Hersteller konkurrenzfähige Rennmaschinen und eine große Menge nationaler und internationaler Rennerfolge werden mit diesen Motorrädern errungen.

 

1992 Die Ducati 851 wird mit geändertem Tank und Verkleidung produziert. Auf der IFMA in Köln werden zwei neue Ducati-Motorräder vorgestellt. Zum einen die Ducati Supermono, der erste Ducati-Einzylinder seit mehr als 15 Jahren und die modernste Einzylinder-Rennmaschine der Welt. Der Motor war nach der Entwicklung des 4-Ventil-Desmo Zylinderkopfes der zweite innovative Geniestreich von Ing. Massimo Bordi. Die Genialität liegt in der Konstruktion des Massenausgleiches, der den einzylinder-spezifischen Vibrationen höchst effizient entgegenwirkt. Der Kurbeltrieb wurde vom Superbike-Motor mit allen Bauteilen für einen Zweizylindermotor übernommen. Bordi ersetzte den vertikalen Kolben durch einen Schwinghebel. Durch das Baukastensystem ist dieses Motorkonzept die Basis für erfolgreiche Ein- und Zweizylindermotoren bei gleichzeitiger Einsparung von Entwicklungskosten. Die Supermono dominierte sofort die Einzylinder-Renn-Szene und glänzte nicht nur durch ein unglaublich modernes Design (entworfen vom späteren Design Director Pierre Terblanche), sondern auch durch ein perfektes Fahrwerk, durch das extrem niedrige Gewicht von nur 122 Kg und durch einen ungewöhnlich haltbaren Motor. Nicht minder großes Aufsehen erregt die Ducati Monster 900, die den Trend der Naked Bikes einleiten sollte. Das Fahrwerk dieses Motorrades stammt von der Ducati 888, das ebenso neue wie ungewöhnliche Design von Miguelangel Galluzzi, einem Mitarbeiter des CRC-Design Studio von Massimo Tamburini in San Marino (CRC=Cagiva Research Center). Dieses Motorrad wird sich zu einem der erfolgreichsten Motorräder in der Ducati-Programmpalette der nächsten Jahrzehnte entwickeln. Auch in diesem Jahr erweist sich die Ducati als überlegen und gewinnt 20 von 26 WM-Rennen. Doug Polen gewinnt zum zweiten Mal in Serie vor Raymond Roche (ebenfalls auf Ducati) die SBK-WM und Ducati wird wieder Konstrukteurs-Weltmeister.

 

1993 Die 888 löst die 851 ab und unterscheidet sich im wesentlichen durch den vergrößerten Hubraum. Die Monster 900 geht am 5. März in Produktion. Ducati gewinnt 19 von 26 WM-Rennen. Zu Jahresende belegt Carl Fogarty nur den zweiten Platz (hinter Scott Russell auf Kawasaki). Zu viele unterschiedliche Sieger auf Ducati kosten den WM-Titel. Die Konstrukteurs-WM wird überlegen von Ducati gewonnen.

 

1994 Massimo Bordi übernimmt die Leitung der Motorradabteilung in der Cagiva-Gruppe. Im selben Jahr kommt die neue Ducati 916 in den Ausführungen Strada und SP auf den Markt. Das Design, der perfekt abgestimmte Motor und Details wie der patentierte Lenkungsdämpfer oder die mächtige Einarmschwinge, machen dieses Motorrad zu einem Meilenstein im Motorradbau. Die Modelle 600 SS und Monster 600 ergänzen die Ducati-Palette in der kleinen Hubraumklasse. Im Herbst wird in Mailand die Ducati 748 vorgestellt, quasi eine 916er mit weniger Hubraum und ebenfalls ein Motorrad, das noch große Erfolge einfahren wird. Cagiva erwirbt in diesem Jahr die Namensrechte an MV Agusta, dem ehemals im Rennsport erfolgreichsten Motorradhersteller der Welt. Ducati gewinnt gleich im ersten Jahr mit der 916 Racing 12 von 22 Rennen und kann mit Carl Fogarty den SBK-Weltmeister-Titel und den Konstrukteurs-WM-Titel wieder nach Bologna holen.

 

 

1995 Die zweisitzige 916 Biposto und die 916 Senna ergänzen die Programmpalette. Die Vereinbarung zum Bau der Senna – einer limitierten Sonderserie – wurde mit Ayrton Senna lange vor seinem tödlichen Autounfall getroffen. Die Ayrton Senna Foundation läßt  die Erlöse aus diesen Lizenzgeschäften den Straßenkindern Südamerikas zugute kommen. Die Idee lässt sich mit seinen eigenen Worten am besten beschreiben: Die Formel 1 - WM zu bestreiten, zu den Besten zu gehören, hatte großen Einfluß auf meine persönliche Entwicklung. Es verstärkte mein Streben nach Qualität, Professionalismus und Perfektion. Du mußt dein Bestes geben, du mußt immer an dein Limit gehen, totaler Einsatz war die Vorraussetzung für diesen Erfolg. Vor zwei Jahren entwickelte ich eine neue Leidenschaft, die Idee, meine eigene Marke zu schaffen, und so wurde die "Senna brand" geboren. Die Produkte der "Senna brand" tragen nicht nur meinen Namen, sie verkörpern Werte wie Modernität, Internationalität, Professionalismus. Es sind Entwicklungen auf höchstem Niveau, große Herausforderungen und sie haben Persönlichkeit. Ayrton Senna da Silva, Dezember 1993 Carl Fogarty gewinnt die SBK-Weltmeisterschaft und die Überlegenheit von Ducati in dieser Klasse führt mittlerweile zu einiger Unruhe. Das Reglement wird – wie schon in den Jahren davor – während der Saison geändert, um den Vorsprung von Ducati etwas zu verkleinern, doch die Dominanz bleibt ungebrochen. Die Ducati 748 schlägt sich mittlerweile sehr erfolgreich in der Supersport-EM (in dieser Klasse gibt es keine WM). Michael Paquay gewinnt die Supersport-EM mit einer Ducati 748 und bricht damit die jahrelange Honda-Überlegenheit.