1953 - 1963

Fabio Taglioni, Desmo, Königswellen und Weltrekorde

1954 Die unter staatliche Führung stehende Firma wird in Ducati Elettrotecnica (Ducati Energia) und Ducati Meccanica (Ducati Motor) aufgeteilt. Giuseppe Montano übernimmt Ducati Meccanica und richtet die ersten Rennabteilung bei Ducati ein. Seine Idee Rennmaschinen von Serienmaschinen abzuleiten, wird bei Ducati bis heute gelebt. Mittlerweile werden auch im Offroad Sport internationale Erfolge errungen. Giovanni Malaguti und Alberto Farné belegen mit ihrer Ducati 98 Sport bei den Six Days in Wales den zweiten Platz. Die Verkaufsentwicklung der im Hubraum auf 98ccm gesteigerten Fahrzeuge verläuft positiv. Es werden täglich 120 Fahrzeuge produziert. Ein neuer Chefkonstrukteur und technischer Direktor wird vorgestellt. Fabio Taglioni – von Mondial zu Ducati gewechselt – wird in den nächsten 30 Jahren die Entwicklung der Ducatis maßgeblich beeinflussen. Man kann ihn als Vater des Baukastensystems, einer Grundlage des Ducati-Erfolges, bezeichnen. Taglioni sagte einmal: "ein guter kleiner Motor ergibt einen besseren großen" und nach dieser Devise konstruierte er z.B. den Kurbeltrieb so, daß dieser von 100 - 486ccm gleich war.

 

1955 Die Ducati Gran Sport, die erste Taglioni-Konstruktion, ein wegweisendes Konzept mit Königswellenantrieb und obenliegender Nockenwelle, wird vorgestellt. Taglioni verwendet erstmals bei den Rennmotorrädern das Emblem von Barracca, ein aus seiner Heimatstadt Lugo stammender berühmter Jagdflieger aus dem 1. Weltkrieg. Dieses springende Pferd wird auch von der Scuderia Ferrari verwendet und zum Markenzeichen von Ferrari werden. Degli Antoni gewinnt mit einer Ducati Gran Sport den Giro Italia in der 100ccm-Klasse und zwei Wochen später das erste Rundstreckenrennen in Imola.

 

1956 Fabio Taglioni beginnt mit der Entwicklung der "Desmodromik", einer Zwangsventilsteuerung. Desmodromik kommt vom griechischen "Desmos Dromos" und bedeutet "kontrollierte Bewegung". Giuliano Maoggi gewinnt den Motogiro Italia mit einer Ducati Gran Sport 125. Am 30. November stellen Mario Carini und Sandro Ciceri mit ihrer 100ccm Siluro (Torpedo), einer "Stromlinien-Rennmaschine" auf Basis der Marianna Gran Sport, 46 Weltrekorde auf. Die Siluro erreicht mit nur 100ccm eine Geschwindigkeit von 171,91 km/h.

 

1957 Die Ducati Gran Sport 125 erweist sich als äusserst robust und wird mit Erfolg bei Langstreckenrennen eingesetzt. Beim 24-Stunden-Rennen von Barcelona stehen 5 Ducati Gran Sport 125 am Start. Gandossi/Spaggiari gewinnen, die anderen vier belegen die Plätze 2 bis 5. Giuliano Maoggi gewinnt zum zweiten Mal den Giro Italia und Alberto Farné wird italienischer Juniorenmeister.

 

1958 Alberto Gandossi gewinnt in Hedemora/Schweden mit einer 125er DOHC-Desmo-Rennmaschine den ersten Grand Prix für Ducati. Nach weiteren Grand Prix-Siegen in England, Deutschland, Holland, Frankreich, USA, Irland, Chile, Venezuela, Argentinien, Belgien, Italien, Jugoslawien wird er zu Jahresende hinter Ubbiali (MV Agusta) Vizeweltmeister. Die Fahrer Mandolini/Maranghi gewinnen das 24-Stunden-Rennen von Barcelona, Alberto Farné wird italienischer Juniorenmeister und Bruno Spaggiari italienischer Meister in der 125er Klasse – alle mit einer Ducati Gran Sport 125. Zu Saisonende werden noch erste Tests mit einer 125er-Zweizylinder Desmo-Maschine durchgeführt.

 

1959 Der erste WM-Lauf, der Ulster Grand Prix wird vom jungen englischen Rennfahrer Mike Hailwood mit einer 125er Desmo-Einzylinder-Ducati gewonnen. Mike Hailwood, ein Name den man noch oft hören wird, wird mit diesem Motorrad auch britischer Meister in der 125er Klasse.

 

1960 Der große Verkaufserfolg des Fiat 500 löst einen Einbruch beim Motorradverkauf aus und die nächsten Jahre sind gekennzeichnet von Einsparungen. Ducati muß sich werksseitig aus der Weltmeisterschaft zurückziehen. Im Renneinsatz wird trotzdem eine große Anzahl von Versuchen mit verschiedensten Motorvarianten bis 200 ccm durchgeführt. Das von Ducati unterstützte Team Villa/Balboni gewinnt das 24-Stunden-Rennen von Barcelona mit einer Gran Sport 175.

 

1961 Die Scrambler 200 wird auf Drängen des US-lmporteurs Berliner auf 250 ccm aufgebohrt und für den US-Markt produziert. Alberto Farné gewinnt mit seiner 125er-Desmo-Ducati das legendäre Coppa d'Oro-Rennen und schlägt Honda, den haushohen Favoriten in dieser Klasse Honda entschließt sich in der Folge zum Bau einer 125er-Desmo und bringt diese ein Jahr später mit Luigi Taveri als Fahrer in Modena erstmals und letztmals erfolglos zum Einsatz. Bei Honda arbeitet man nun weiter in Richtung hochdrehender Fahrzeuge und baut eine 5-Zylinder 125er. Bei Ducati werden ebenfalls Versuche mit hochdrehenden Motoren durchgeführt. 1964, am Höhepunkt dieser Entwicklung, werden Versuche mit einem 125er-Vierventil-Verzylinder-Motor durchgeführt. Die Drehzahlobergrenze liegt bei 17.000 Umin und man erreicht eine Leistung von 23 PS, doch der technische Aufwand veranlasst Ducati von solchen Projekten Abstand zu nehmen.

 

1962 Bruno Spaggiari gewinnt die spanische Meisterschaft mit einer 125er Paralleltwin-Ducati und die Fahrer Fargas/Rippa gewinnen abermals das 24-Stunden-Rennen von Barcelona mit einer Gran Sport 175.

 

1963 Die Berliner Motor Corporation, der US-lmporteur von Ducati, fordert ein hubraumstarkes 4-Zylinder Motorrad, um mit den US-Behörden ins Geschäft zu kommen. Die IRI genehmigt das Projekt "APOLLO", nachdem Berliner zugesagt hat, 50% der Entwicklungskosten zu übernehmen. Dieses Motorrad entsprach dem typischen US-Stil mit V4-Motor, 1240 ccm Hubraum und 100 PS. Bei den ersten Probefahrten im Hochgeschwindigkeitsoval traten jedoch gravierende Probleme auf. Die Pirelli-Bereifung begann sich bei Geschwindigkeiten über 160 Km/h durch die ungewöhnlich hohe Geschwindigkeit und das hohe Fahrzeuggewicht aufzulösen. Kein Reifenhersteller konnte dieses Problem lösen. Man überlegte noch, das Fahrzeug zu drosseln, doch dann wäre es im Leistungs/Gewichts/Preisverhältnis nicht mehr konkurrenzfähig gewesen; schließlich wurden die Arbeiten an diesem vielversprechenden Projekt eingestellt.